06. März 2013 Paraguay und Argentinien – Steuerfahnder und Nahrungsergänzungsmittel

Die Steuerfahndung ist ein organisatorischer Teil der Finanzbehörden. Die Aufgaben bestehen in der Erforschung von Steuerstraftaten. In Abhängigkeit vom Land funktioniert die Steuerfahndung mal besser und mal weniger gut und manchmal überhaupt nicht.

Am Samstagmorgen passieren wir die Grenze nach Paraguay. Die über den Fluss Paraná führende Brücke „Puente de la Amistad – Brücke der Freundschaft“ verbindet Foz do Iguazu mit Ciudad del Este. Wie auf Kommando geraten wir in einen Strudel von gelben Mopeds. Links von uns, rechts von uns, hinter uns, vor uns, überall Mopeds, die als Passagiertaxi fungieren. Wir haben noch nie so viele Mopeds auf einmal gesehen. Im 3-Sekunden-Takt passieren sie die Grenze, das macht hochgerechnet 1.200 pro Stunde und offensichtlich benötigen sie keinerlei Zollformalitäten. Die Stadt Ciudad del Este auf paraguayischer Seite ist vor allem als Einkaufs- und Handelszentrum bekannt. Die Stadt wird vom Handel geprägt und hat wegen der vielen Stände den Charakter eines Basars. Nur ein Teil dieses Handels ist legal, ein Grossteil basiert dagegen auf dem Schmuggel mit den Nachbarländern Argentinien und Brasilien.

Die schnurgerade, geteerte Strasse von Foz do Iguazu in Brasilien nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays, zieht sich über 376 km wie mit einem Lineal gezogen durch das Land. Links und rechts zeigt sich sattes Grün und rostbraune Erde, welches die Fruchtbarkeit des Landes widerspiegelt. Wir bewegen uns von Ost nach West und jenseits der breiten Ruta 7 senkt sich der Boden in dunklen Streifen in saftiges Ackerland.

Es ist schwül und heiss, als wir am Nachmittag Asunción erreichen. Die Stadt ist mit rund 600.000 Einwohnern die grösste Stadt Paraguays. Ihr Name steht für Himmelfahrt, Aufstieg. Ihr voller Name lautet: „La Muy Noble y Leal Ciudad de Nuestra Señora Santa Maria de la Asunción“.

Leider haben wir nur eine sehr begrenzte Auswahl an Fotos, da ich dummerweise vergessen habe, den Akku meiner kleinen Kamera aufzuladen. Und Ingo hat sich an diesem Tag voll auf mich verlassen und seine grosse Kamera im Hotel gelassen. Blöd, blöd, blöd….

Nach 2 Tagen Aufenthalt in Asunción halten wir uns Richtung Süden, betreten erneut argentinischen Boden und schlängeln uns immer am Fluss Paraná entlang. Das Etappenziel für diesen Tag ist zügig erreich. Goya liegt auf der östlichen Seite des Flusses und man könnte es mit seinen 8.000 Einwohnern als übersichtlich bezeichnen. Wir stoppen im Schatten eines Baumes am Ortsrand, um uns zu beratschlagen, als hinter uns ein Auto nah an die Motorräder auffährt und dort zum Stehen kommt. Ein älterer, grauhaariger Mann steigt aus und steuert zielstrebig auf uns zu. Auf die Frage hin, ob wir Hilfe benötigen, verneinen wir diese und bedanken uns für seine Aufmerksamkeit. Ich erkläre ihm, dass wir lediglich beratschlagen, ob wir uns direkt auf Hotelsuche begeben oder noch erst ein kleines Mittagessen einnehmen sollen. „Nun“, meint er, „diese Entscheidung kann ich Euch abnehmen!“ Er empfiehlt uns ein Bistro im Zentrum des Ortes und damit wir auch nicht an besagtem Ziel vorbeifahren, offeriert er uns einen Geleitservice bis in die Stadt. Wir hängen uns also an seine Stossstange und siehe da, fünf Minuten später parken wir unsere Motorräder vor besagter Bar. Der Herr stellt sich uns als ortsansässiger Steuerprüfer vor und als wir die Augenbrauchen hochziehen und kurz schlucken, fügt er lachend hinzu: „Keine Angst, ich bin nicht von der Steuerfahndung, aber in der Stadt kennen mich alle!“

Kurze Zeit später sitzt Herr Steuerfachmann mit an unserem Tisch. Ein weiterer Kollege gesellt sich dazu und nachdem sich auch noch der Eigentümer des Drogerieladens um die Ecke mit einfindet, fühlen wir uns richtig gut aufgehoben in der Runde. Wir scheinen eine Art „Highlight“ des Tages zu sein für das verschlafene Nest Goya am Rio Paraná. Irgendwann entscheide ich mich, ein paar Hotels abzulaufen, um unsere Unterkunft für die Nacht zu sichern. Alfredo, der Drogeriebesitzer empfiehlt 3 Gästehäuser in nächster Nähe und um es mir einfacher zu machen, zückt er sein Telefon und erfragt bereits die Preise für ein Doppelzimmer. Wenn das kein Service ist! Alfredo hätte ich am nächsten Tag nochmals gebraucht, doch das ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.

Aufgrund der Temperaturen jenseits der 30 Grad Grenze und dem damit verbunden Schweissverlust decke ich uns am nächsten Morgen in einer Pharmazie mit einem Vorrat an Magnesiumtabletten ein. „Magnesio – Suplemento Dietario de Minerales“ beschreibe ich meinen Arzneiwunsch, und zumindest in meinen Ohren klingt es nach perfekter spanischer Umschreibung der Nahrungsergänzungsmittel. Am Abend mische ich die Tabletten in einer Literflasche Mineralwasser zusammen. Alles erscheint normal doch was mich stutzig macht, ist dieser  furchtbar salzig-bittere Geschmack der Getränkemischung. Ich stelle mit Entsetzen fest, dass der Apotheker offensichtlich der Meinung war, dass wir Magnesium als Abführmittel benötigen. Jedenfalls hat er uns die Magnesium-Chlorid-Tabletten in einer solch hohen Dosierung mitgegeben, wie man sie ausschliesslich als Abführmittel benutzen würde. Der Beipackzettel bestätigt es: „Cual es la manera correcta de usar los laxantes? – Wie benutzt man Abführmittel richtig?” steht dick und fett in der ersten Zeile. Der Liter Magnesium-Chlorid-Mischung landet umgehend im Ausguss und ich fange von Ingo einen tadelnden Blick ein. Er sagt nichts, doch sein Gesicht verändert sich etwas, so wie die Oberfläche von Wasser, wenn man einen Stein hineinwirft. Ich hoffe inständig, dass zumindest die Kanalratten unter Verstopfung leiden.

Das hätte nie gereicht, wenn wir das Abführmittel getrunken hätten!

"Los Malvinas son Argentinas - Die Falklandinseln gehören Agentinien". Dieses Schild finden wir häufiger am Strassenrand. Dass damals die Engländer unter der eisernen Lady den Falklandkrieg gewonnen haben, wird bis heute nicht akzeptiert.

Anmerkung: Am 11. März 2013 wurden die Insulaner der Falklandinseln per Volksabstimmung darüber befragt, von wem sie regiert werden wollen. 89 Prozent der Bevölkerung wollen demnach britisch bleiben.

 

Wetter:

Sonne, 34 Grad

 

 

        

 

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